Hosianna
Wir freuen uns mit der Evang. Kirchengemeinde Berghausen-Wöschbach über die vierte Glocke für die Martinskirche. Sie wurde uns geschenkt. Nicht „nur“ der Kirchengemeinde (formal), sondern uns allen. Allen Menschen in Berghausen, die sie hören werden.
Was für eine Bedeutung hat das Glockenläuten? Unter dem Motto „Hörst du nicht die Glocken“ erinnert die Aktion Gebetsläuten (www.gebetslaeuten.de) an den Zweck der Glocken.
Und heute? Muss sich unser Gebetsleben unserem Tagesablauf fügen? Ich bin selbstkritisch, wie gehe ich mit dem Läuten der Glocken selbst um? Oft höre ich es und mache einfach weiter. Oft überhöre ich es. Ab und zu, ja, ab und zu ruft es mich bewusst zu Gott und/oder zur Gemeinschaft der Christen.
Wie wäre es, zusammen dafür einzutreten, dass wir es wieder als Erinnerung zum Gebet empfinden? Nicht aus Tradition, sondern weil es guttut.
Die Glocke trägt die Inschrift: Hosianna. Hosianna bedeutet im Hebräischen „Hilf doch“. Den Namen hat die Stifterin ausgesucht. In der Luther-2017-Übersetzung kommt es wie folgt vor (https://www.bibleserver.com/search/LUT/Hosianna):
- Matthäus 21,9 „Das Volk aber, das ihm voranging und nachfolgte, schrie und sprach: Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!“
- Matthäus 21,15 „Als aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten die Wunder sahen, die er tat, und die Kinder, die im Tempel schrien und sagten: Hosianna dem Sohn Davids!, entrüsteten sie sich.“
- Markus 11,9+10 „Und die vorangingen und die nachfolgten, schrien: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Gelobt sei das Reich unseres Vaters David, das da kommt! Hosianna in der Höhe!“
- Johannes 12,13 „(...) nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und schrien: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel!“
Hosianna steht dort also immer im Zusammenhang mit dem Einzug von Jesus in Jerusalem. „Beim Einzug Jesu in Jerusalem war dieser Gebetsruf für den von Gott gesandten Davidssohn ein Bekenntnis zu seiner Messianität und damit zugleich eine Huldigung, die dem Davidssohn dargebracht wurde.“ (Ralf Luther „Grundworte des Neuen Testaments – Eine Einführung in Sprache und Sinn der urchristlichen Schriften“, SCM-Verlag)
Die Menschen in Jerusalem haben die Hoffnung – ja, die Erwartung – ausgedrückt, dass Jesus hilft. Und wie wir wissen, hat Jesus ganz anders geholfen, als von den Jubelnden erwartet. Er ist wenige Tage später am Kreuz für uns gestorben – um uns zu retten.
Bei der Fahrt zum Glockenguss – auch Julia als CVJM-Vorsitzende war dabei – kamen wir „irgendwie“ auf das Wort Maranatha* zu sprechen. Das bedeutet: „Der Herr komme“. Es erinnert mich auch an die Abendmahlsliturgie, wie sie früher im Lebenshaus gefeiert wurde. Dort stand es für die Bitte der Feiernden, dass Jesus bald wiederkommen soll. Wenn ich die Glocke höre, wird sie mich ab und zu auch an die Fahrt erinnern. Und dann auch daran, dass wir das Wiederkommen von Jesus als Vollendung unserer Erlösung erwarten – und erbitten dürfen.
* „Dieses aramäische Wort kann im Deutschen sowohl mit ‚unser Herr kommt‛ als auch mit ‚Herr, komm!‛ übersetzt werden.“ (W. H. Ritter in Theologische Schlüsselbegriffe, Vandenboeck & Ruprecht Verlag). „‚Maran Átha = Der Herr kommt oder Der Herr komme!‘. Das aramäische Wort bedeutet: ‚Der Herr kommt oder komme‘. Es wurde dem Wort Anathema, was ‚der sei verflucht‘ bedeutet (vielleicht als eine Art Losung), hinzugefügt. Sie werden auf die angewandt, die den Herrn Jesus nicht lieben. (1. Kor 16,22)“ (bibelkommentare.de).