Zu Besuch beim Vorständetreffen des CVJM Baden

Am 10. April haben drei unserer Vorstandsmitglieder am Vorständetreffen des CVJM Baden im Schloss Unteröwisheim teilgenommen. Es war ein langer und schöner Abend mit guten Impulsen und netten Gesprächen mit alten Bekannten (bspw. vom B.I.S.S.) und neuen Kontakten.

Hauptthema des Abends war die qualitative Studie „Jugend gefragt“ (www.jugend-gefragt.de). Die Studie wurde von den beiden Evang. Landeskirchen Baden und Württemberg initialisiert, die Ergebnisse wurden von Wolfgang Ilg und Friedrich Schweitzer 2016 als Buch im buch+musik Verlag herausgegeben. Der CVJM Baden Generalsekretär Matthias Kerschbaum hat zuerst mit einem kleinen Augenzwinkern auf den Satz „Deutlich wird insbesondere die wichtige Rolle des CVJM: Obwohl es in Baden-Württemberg insgesamt nur etwa 280 CVJM Ortsvereine gibt (verglichen mit gut 2.000 evangelischen Kirchengemeinden), sind knapp ein Viertel aller Kinder- und Jugendgruppen mit dem CVJM verbunden.“ (S. 95-96) der Studie hingewiesen. Dann hat Mitherausgeber Prof. Dr. Wolfgang Ilg die wesentlichen Studienergebnisse vorgestellt. Der Vortrag kann hier nur in wenigen Ausschnitten wiedergegeben werden. Herr Ilg hat mit der Erkenntnis „Jugendarbeit liegt im Miteinander“ begonnen und das Format der Studie erklärt. Die Ergebnisse wurden aus Interviews mit 30 Gemeinden – mit gemäß der zuvor erfolgten quantitativen Studie sehr erfolgreichen Kinder- und Jugendarbeit – gewonnen und aufbereitet. Erkenntnisse sind unter anderem die Stärke der Konfirmandenarbeit (im Landesdurchschnitt werden ca. 90% der evangelischen Jugendlichen durch die Konfirmandenarbeit erreicht), der gute Betreuungsschlüssel in der Kinder- und Jugendarbeit, das Schaffen von Ermöglichungsräumen für Beziehungen, das Erkennen des Guten was es gerade gibt (wir schauen viel zu oft auf das was nicht läuft) und dass Frömmigkeitsstile die Identität beeinflussen aber dass es Beispiele für sehr erfolgreiche Kinder- und Jugendarbeit aus ganz verschiedenen Frömmigkeitsstilen gibt. Genau hingehört haben wir natürlich beim Thema Haupt- und Ehrenamt. Wir haben ja schon gewusst, dass die Studie Hauptamtlichkeit als Gelingensfaktor benennt. Um so spannender war es von einem Mitherausgeber noch ein paar Details zu erfahren. Die häufigsten Stichwörter in den Studien-Interwies zu dem Thema waren: „Persönliches Miteinander“ „Zwischenmenschliche Beziehungen“ und „Prägende Persönlichkeiten“. Der Hauptamtliche soll in einer aktiven Rolle sich um „Qualitätssicherung“, „Mitarbeiterführung“, „Orientierung geben“ kümmern und die „Fänden in der Hand halten“; dazu soll er Unterstützer sein, durch „Freiraum lassen“, Umsetzen des „Leitungsideal […] Vertrauen“ und durch „Befähigung der Mitarbeiter“.

Für die Textarbeit im Rahmen der Klausur unseres Vorstandes (28.&29. April) haben wir uns dann auch fünf Kapitel aus dem Buch vorgenommen: Kennzeichnende Elemente der Kirchengemeinde (S 66ff.), die Rolle von Haupt- und Ehrenamtlichen (S. 76ff.), Kooperation und andere Formen der Zusammenarbeit (S. 96ff.), Werbung und Öffentlichkeitsarbeit (S. 124ff.), Arbeitsbereiche im Fokus: Kinder- und Jugendarbeit (S. 162ff.); Dazu kommt noch das Kapitel „Evangelisation - Mehr als ein Übergabegebet“ (S. 197ff.) aus dem Buch Emerging Church (Autor Dan Kimbell, 2005 bei Geth Medien erschienen), welches Matthias Kerschbaum bei der Delegiertenversammlung referenziert hat.

Zu dem Vorständeabend am 10. April gehörte auch eine Podiumsdiskussion. So nehmen wir aus dem Abend zusätzlich auch die Frage mit: „Was ist dran für die Kinder der Digitalisierung?“ (In Anlehnung an die Frage des CVJM Gründers George Williams im 19. Jahrhundert was in Anbetracht der Industrialisierung dran ist). Außerdem wurde die Bedeutung von CVJM Arbeit in / mit der Schule nochmals klar – und es gab den Tipp, wo möglich als CVJM im Kontext von Schule als Marke der Evang. Kirche aufzutreten (Türöffner, auch gerade bei Eltern). Im Kontext von mehr Angeboten an Schulen (www.ganztag.de) sollten wir dies im Nachdenken nicht vernachlässigen. Auch ein guter Diskussionspunkt war, was Ältere tun können um Jugendarbeit zu fördern. Drei Punkte dazu: 1) Jugend in Gremien vertreten haben bzw. sie ermutigen dort zu sein, 2) Geld so ausgeben, dass es den nächsten Generationen zu Gute kommt und 3) der Jugend wenig Stopersteine in den Weg legen. à Ermöglicher sein!

Insgesamt waren neben etlichen CVJMern auch andere Gäste gekommen um den Abend gemeinsam mit uns zu erleben und ihre Wertschätzung und das Gemeinsan-Unterwegssein auszudrücken. Dazu gehörte bspw. Landesjugendpfarrerin Ulrike Bruinings und der Dr. Thomas Schalla, der Dekan des Kirchenbezirks Karlsruhe Thomas Schaller. Berthold Frieß, der Direktor des Landtages von Baden-Württemberg, war diesem Abend auch zu Gast. Früher arbeitete der Diakon und Diplom-Diakoniewissenschaftler übrigens 15 Jahre lang beim Evangelischen Jugendwerk. Er sagt, er profitiere noch in seiner heutigen Funktion von seinen Erfahrungen aus der Jugendarbeit. Eine große Wertschätzung für die CVJM Arbeit war es selbstverständlich, dass er an dem Abend in Unteröwisheim zu Gast war. Und man spürte, dass er sehr gerne da war! Als Landtagsdirektor bedankte sich Herr Frieß bei den CVJMs und ihren vielen Ehrenamtlichen für Ihren wertvollen Dienst. Er wies darauf hin, dass die CVJMs auch mithelfen, einen wichtigen Auftrag der Landesverfassung von Baden-Württemberg zu erfüllen. Dort heißt es in Artikel 12: „(1) Die Jugend ist in Ehrfurcht vor Gott, im Geiste der christlichen Nächstenliebe, zur Brüderlichkeit aller Menschen und zur Friedensliebe, in der Liebe zu Volk und Heimat, zu sittlicher und politischer Verantwortlichkeit, zu beruflicher und sozialer Bewährung und zu freiheitlicher demokratischer Gesinnung zu erziehen. (2) Verantwortliche Träger der Erziehung sind in ihren Bereichen die Eltern, der Staat, die Religionsgemeinschaften, die Gemeinden und die in ihren Bünden gegliederte Jugend.“ Zwei Zitate von Herrn Frieß von dem Abend wollen wir auch Euch weitergeben: 1) „Dank, ist die verschärfte Form der Bitte“. Er bittet uns weiter zu machen! 2) „Als Direktor bin ich direkter Vorgesetzter von 2 Abteilungsleitern mit insgesamt 10 Referatsleitern. Ich verstehe nicht alles was sie tun. Ich kann es nicht im Detail wissen und ich bin kein Experte für ihre Aufgaben. Aber ich vertraue den Menschen. Führung funktioniert ganz wesentlich über Vertrauen in die Menschen.“