die sola der reformation

Die merciy-Andacht am 11. Januar 2017 war eigentlich eine Wiederholung. Mit den sola der Reformation hatten wir uns in merciy schon mal beschäftigt. Für das 500. Reformationsjubiläum war die Zielsetzung: Sprachfähig werden zu Kernthemen der Reformation und deren Relevanz für 2017, 2018, …

Daher ging es los mit einem kleinen Spiel. Aus verschieden geformten Magneten musste eine Figur gebaut werden, einem blinden Teilnehmer musste sie danach erklärt werden. Danach haben wir uns darüber ausgetauscht, was es braucht um etwas gut erklären zu können und was es braucht um es gut zu verstehen und tun zu können.

Jeder Teilnehmer hat dann eine Refo.Box bekommen und durfte sich daraus ein Thema aussuchen. So beschäftigt sich nun jeder intensiv mit einem sola und einer Methode dazu. Wir freuen uns im Februar, März, April und Mai schon auf die Andachten der merciy-aner dazu.

Wichtig ist uns aber auch, dass es nicht bei uns stehen bleibt. Die Reformation war auch nur Reformation weil die Gedanken viele erreicht haben. So haben wir auch einigen anderen CVJMern eine Refo.Box geschenkt und in der Mitarbeiterbibliothek hat es auch eine. Für Euch alle gibt es nun daraus einen Text von Pfarrer Frank Weber (Dozent am CVJM Kolleg in Kassel):

die vier sola der reformation

Erinnert ihr euch an einen richtig guten und griffigen Werbeslogan für ein Qualitätsprodukt, einen Werbeslogan, der sich im Kopf festgesetzt hat? „Allein die Gnade, allein der Glaube, allein Christus und allein die Schrift“ – das war ein solcher Slogan, der die Botschaft der Reformation vor 500 Jahren in die breite Bevölkerung hinein transportierte.

Allein die Gnade – sola gratia

„Was muss ich tun, dass Gott mich wirklich liebt und mir das Leben schenkt, nach dem ich mich sehne?“ – so könnte man Luthers Grundfrage in eine moderne Sprache übersetzen.

Luther wäre fast daran verzweifelt. Er lebte als Mönch, versuchte alle von der Kirche vorgeschriebenen Werke seiner Zeit zu erfüllen und fand doch keine Gewissheit, von Gott angenommen zu sein, bis er das Evangelium, die gute Botschaft von Jesus Christus durch seine Römerbriefauslegung neu verstehen lernte: Gott hat uns allein aus Gnade in Jesus Christus seine Liebe geschenkt – auch gerade dann, wenn wir schuldig werden und versagen.

Man muss sich die Liebe Gottes nicht verdienen. Sie ist schon immer da, denn Gott selbst ist die Liebe und er will uns durch Jesus echtes Leben schenken – umsonst. „Allein die Gnade“ das sagt uns: Gott hat uns in seiner Liebe bedingungslos angenommen.

Allein der Glaube – sola fide

Gnade und Glaube sind wie die beiden Seiten einer Münze. Wenn Gott uns bedingungslos liebt und uns aus Gnade immer wieder vergibt und der Mensch nichts dazu beitragen kann, dann gibt es nur eine Möglichkeit des Menschen, dem zu entsprechen: allein mit dem Glauben.

Man kann sagen: weil Gnade, darum Glaube! Denn ich kann ja nur darauf vertrauen, dass Gott mir alles um Jesu willen geschenkt hat. Und Luther hätte das kann ganz dick unterstrichen. Denn der Glaube darf nicht als Leistung des Menschen missverstanden werden im Sinne von: Du musst aber glauben.

Wenn das Evangelium von Jesus Christus, die Botschaft von Gottes bedingungsloser Liebe, weitergesagt wird, dann geschieht das immer als eine Einladung zum Glauben: Vertraue auf das Versprechen Gottes, dass du in Jesus sein geliebtes Kind bist!

Luther hat es als Geschenk erlebt, dass er immer wieder neu auf die Gnade Gottes vertrauen durfte durch alle Zweifel hindurch, und das hat ihm echte Glaubensgewissheit geschenkt. Denn der Glaube ist eine immer stärker wachsende Vertrauensbeziehung zu Jesus Christus – und nicht nur ein gedankliches Für-wahr-Halten. Darum bleibt der Glaube auch nicht ohne Folgen in meinem Leben.

Weil ich im Glauben mit Jesus verbunden bin, nimmt er mich mit in seine Liebe zu den Menschen. Und so konnte Luther sagen: Der Glaube führt zu guten Taten, die den Menschen in meinem Umfeld zu Gute kommen. Man könnte auch sagen: Das Vertrauen in die bedingungslose Liebe Gottes bleibt nicht folgenlos. Der Glaube führt zur Liebe.

Allein Christus – solus Christus

Gottes Ja zu meinem Leben ist keine leere Worthülse. Gott hat sein Ja zu uns in seinem menschgewordenen Wort zugesagt: in Jesus Christus. In ihm zeigt sich Gottes Liebe in Person. Gott schenkt sich uns selbst. Eine Liebe, die so stark ist, dass sie unseren Tod teilt, um ihn damit auf sich zu nehmen. Eine Liebe, die so stark ist, dass unsere Schuld und der Tod nicht das letzte Wort behalten.

Jesus Christus, der Gekreuzigte und Auferstandene, will uns auch heute begegnen. In der Beziehung mit ihm (darum allein Christus) dürfen wir das Vertrauen (darum allein der Glaube) in die bedingungslose Liebe Gottes (darum allein die Gnade) immer mehr gewinnen.

Allein die Schrift – sola scriptura

Die Botschaft von Jesus Christus liegt nicht in mir. Sie kommt von außen auf mich zu und überrascht mich. Gottes Versprechen, dass er mir in Jesus gnädig ist, kann ich mir selbst nicht zusagen.

Die Bibel ist die Quelle, aus der der Strom unseres Weitersagens des Evangeliums, der guten Botschaft von Jesus Christus, durch die Jahrhunderte entspringt. Sie stellt uns erinnernd hinein in die Geschichte Gottes mit seinem Volk Israel und in die Geschichte Jesu, die durch Gottes Geist Menschen aus allen Völkern miteinander zur Kirche verbindet.

In der Gemeinschaft der Glaubenden muss die Bibel immer wieder neu ausgelegt werden. Aber – das war die Überzeugung, die zur Reformation führte – die Auslegungen dürfen sich nicht verselbständigen, sondern müssen immer wieder an der Bibel überprüft werden.

Dabei dürfen die beiden folgenden Gedanken nicht verwechselt werden: Jesus Christus ist das Fundament unseres Glaubens. Die Schrift ist das Fundament unserer Verkündigung. Sie ist das nicht als ein unfehlbares Wikipedia für alle Fragen. Sie gleicht eher einem Liebesbrief Gottes an unser Leben, in dem er sich uns durch seine Geschichten vorstellt. Diese Geschichten münden in Jesus Christus. Darum sind das „allein Christus“ und „allein die Schrift“ auch wechselseitig aufeinander bezogen.

Für Luther war Jesus Christus die Mitte der Schrift. Denn wir erfahren von Jesus Christus allein durch die Schrift und gleichzeitig ist die Schrift allein von Jesus Christus her auszulegen und zu verstehen und führt uns zum Glauben an die Liebe und Gnade Gottes.

 

Seiten 8-11 des Begleitheftes zur Refo.Box. Herausgegeben 2016 vom CVJM-Gesamtverband in Deutschland e.V., netzwerk-m e.V. und ChurchNight (einer Kampagne des Evangelischen Jugendwerkes in Württemberg). Veröffentlichung des Auszugs auf www.cvjm-berghausen.de mit freundlicher Genehmigung von Frank Weber und des Refo.Box-Teams.

Eine eigene Refo.Box mit vielen weiteren guten Texten und Ideen kann man unter www.refobox.de selbst bestellen. Dort gibt es auch mehr Informationen zum Inhalt der Box.